Als ich vor 2 Jahren den Garten übernommen habe, musste ich eine grosse Kirschlorbeerhecke entfernen. Kirschlorbeer gilt als Neophyt und ist deshalb im Gartenareal unerwünscht, auch wenn er noch hier und dort geduldet wird – spätestens bei Pächterwechsel muss gerodet und ausgegraben werden.
Statt des immergrünen Exoten, beschloss ich, einheimische Sträucher wie Weissdorn, Felsenbirne, Schneeball und Kornelkirsche zu pflanzen und bin heute auch sehr glücklich damit.
Zum Anwachsen brauchten die Sträucher natürlich regelmässig Wasser und so war ich fleissig mit der Giesskanne unterwegs.
Was mir damals noch nicht klar war: Wie viele Mauereidechsen im Fohrlisrain wohnen und wie früh im Jahr sie schon anzutreffen sind.
Deshalb rechnete ich auch nicht damit, dass eines der kleinen Reptile sich ausgerechnet die grosse Giesskanne als Unterschlupf aussuchen würde und merkte erst, als ich die Kanne schon dreimal neu befüllt hatte, dass da ein zappelndes Etwas im Ausguss hing!
Als ich es endlich geschafft hatte, die kleine Eidechse herauszuklauben, sass sie nass, kalt und ziemlich steif auf meiner Hand und sah mich vorwurfsvoll an. Ein solch kaltes Vollbad im Frühling war wohl nicht eingeplant gewesen und ganz bestimmt äusserst unbeliebt in Echsenkreisen.
Dagegen schien sie die Wärme meiner Hand zu mögen, jedenfalls drückte sie sich in meine Handfläche und machte keinerlei Anstalten wegzurennen. Oder hatte einfach zu kalt.
So setzte ich mich mit ihr in die Sonne, bis sie von unten und oben wieder etwas aufgewärmt war.
Schliesslich wurde sie wieder ganz munter – und ich war froh, dass ihr das kalte Bad offenbar nicht wirklich geschadet hatte.
Plötzlich lief sie meinen Arm hoch bis fast zur Schulter, musterte mich nochmals kurz, machte dann kehrt und flitzte schliesslich davon und verschwand im Holzstapel, den ich aus den Kirschlorbeerstämmen errichtet hatte.
Wenn ich eines der vielen Mauereidechschen im Fohrlisrain sehe, freue ich mich und denke an diese Begegnung zurück. Und bevor ich die Giesskanne fülle, schaue ich seither immer zuerst nach, ob da niemand drin sitzt.
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